Rede von Ulrich Wolf auf der Regionsversammlung vom 14.11.2023: S-Bahn-Chaos
Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren
Die Region Hannover leidet derzeit unter einem massiven Verkehrschaos im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), insbesondere bei den von Transdev betriebenen S-Bahn-Linien.
Im Zeitraum von Juni 2022 bis April 2023 fielen unzählige Zugverbindungen aus, waren verspätet oder entsprachen nicht dem vertraglich vereinbarten Umfang.
Im Oktober herrschte u.a. auf der S5 nach Bad Pyrmont regelmäßiges Chaos. Züge sind ausgefallen, obwohl Google Maps sie als fahrend angezeigte. Am 11.10. berichtete die HAZ, dass Pendler regelrecht gestrandet seien, weil im Oktober 2023 auf den Linien S2, S5, S21 und S51 jede zweite Bahn ausgefallen war. Angekündigter Schienenersatzverkehr fand nicht statt. Am Bahnhof und in den Zügen standen keine Mitarbeiter*innen zur Verfügung, um Auskunft zu geben Es standen nicht genügend Taxis zur Verfügung, um die Gestrandeten aufzunehmen. Auf Erstattungsansprüche wurde nicht hingewiesen. Die Schuld schoben sich die DB Regio und Transdev gegenseitig zu.
Die Durchsage „Zugausfall wegen kurzfristigen Personalmangel“ wird für die Umlandpendler in unserer Region zum enervierenden Begleiter auf dem Weg zum Arbeitsplatz.Die Probleme haben bereits auch die Verbindung S6 und S7 zwischen Hannover und Celle erreicht. Auch hier berichtete zuletzt die lokale Presse über massive Zugausfälle und die Verunsicherung der Pendler.
Aber nicht nur das – die Unzuverlässigkeit des Busverkehrs in der Region Hannover ist ein weiteres hartnäckiges Problem, das die Lebensqualität der Einwohner*innen beeinträchtigt. Verspätete und ausfallende Busse sind nahezu an der Tagesordnung.
Dies alles hat zur Folge, dass die Verkehrswende in unserer Region ernsthaft gefährdet ist.
Es herrscht ferner ein Mangel an Stadtbahnen bei der Üstra. Aufgrund dessen müssen mehr Fahrzeuge vom Typ TW 6000 einsetzen, obwohl dieses Modell bereits rund 40 Jahre alt ist. Derzeit sind 55 Wagen dieser ältesten hannoverschen Stadtbahn im Einsatz, und die Anzahl wird ab dem Fahrplanwechsel im Dezember wohl noch erhöht. Der Mangel an Stadtbahnen hat Auswirkungen auf den Stadtbezirk Kirchrode-Bemerode-Wülferode, insbesondere auf die geplanten Taktverkürzungen der Linie 6, die aufgrund des Neubaugebiets Kronsberg-Süd mit rund 8000 zukünftigen Bewohnern notwendig wären. Diese Taktverkürzungen werden vorerst ausgesetzt.Die fehlenden neuen Stadtbahnen sind ein Managementfehler des Verkehrsdezernenten.
Und der Name Regiobus steht nicht nur für Verbindungen und Fahrpläne, sondern auch für wirtschaftliche Probleme und Ineffizienz. Die Schuld für diese wirtschaftliche Schieflage fällt jedoch nicht allein auf äußere Umstände. Die Verantwortung dafür trägt auch die Politik, also der Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz. Und wenn nun Üstra und Regiobus zu einem Unternehmen zusammengelegt werden sollen, ist dies zwar ein richtiger Schritt, doch das Festhalten an zwei getrennten Aufsichtsräten im Rahmen dieser Fusion erweist sich als fragwürdiger, weil kostspieliger Schachzug.
Das zentrale Problem des ÖPNV in der Region Hannover ist nach wie vor das S-Bahn-Chaos. Festzuhalten ist: Dezernent Franz hat gegenüber der Transdev bisher als reiner Ankündigungsdezernent versagt. Die versprochenen Qualitätsverbesserungen sind nicht eingetreten. Weder Vertragsstrafen noch Vertragskündigungen wurden konsequent verfolgt. Die Privatisierung des S-Bahn-Netzes hat zu den von der Linksfraktion befürchteten Leistungsverschlechterungen geführt und gehört deshalb schonungslos auf den Prüfstand.